Leon*, 33 Jahre

kommt in meine Praxis - sein Anliegen: an seinem unerfüllten Sexualleben etwas zu ändern! Er berichtet von seiner langjährigen Beziehung. Er kümmere sich um seine Freundin Julia, 29, erfülle gerne ihre Wünsche im Haushalt, in der Freizeit und im Bett. Dabei sei es ihm wichtig, dass Julia auf ihre „Kosten“ komme. Gleichzeitig stelle er aber fest, das seine eigenen Wünsche unerfüllt bleiben. Von Zeit zu Zeit spreche er diese an, allerdings ohne dass sich etwas ändere. In der Arbeit mit ihm erkenne ich, dass er nicht nur zugunsten der Bedürfnisse von Julia, sondern auch von anderen, zurück steckt. 
Bei der Betrachtung früherer Erfahrungen fällt mir auf, dass er schon als Kind unauffällig und angepasst war. Rebellion in der Jugend? Gab es bei Leon nicht. Von den Frauen wurde er bevorzugt als guter Freund wahrgenommen, aber nicht als „Mann“. 
Als Ursache hinter dem Symptom „unerfülltes Sexualleben“ erkennen wir im Coaching ein verletzliches, unausgereiftes Selbstwertgefühl. Im Laufe der Gespräche realisiert Leon, dass er auf die positive Bestätigung durch seine Freundin angewiesen ist. Konflikte vermeidet er, da er keine Zurückweisung erleben will und die Spannung in Konflikten schwer auszuhalten ist für ihn. 
Mir wird schnell klar, das eine Beratung, welche der Klärung seiner Bedürfnisse dient und ihm Tipps gibt, Leon nicht weiter helfen wird. Denn er könnte die gewonnenen Erkenntnisse nicht mit dem erforderlichen Nachdruck gegenüber Julia vertreten. Er würde das Gefühl, ihren Erwartungen nicht zu entsprechen, gar nicht aushalten können. Um das zu ändern, müssten wir der Sache gemeinsam auf den Grund gehen. 
Leon entscheidet sich, sich mit mir an die Arbeit zu machen, die Hindernisse zu einer besseren Sexualität, zu einer besseren Beziehung mit Julia und einem besseren Leben aus dem Wege zu räumen. Wir klären, was verhindert hat, das Leon ein selbstbestimmtes Leben führt. Wir finden heraus, wer Leon zukünftig sein will und was ihm dazu aktuell im Wege steht. Wir betrachten gemeinsam sein handeln, seine Werte, seine Einstellungen und Glaubenssätze um seiner Vision näher zu kommen. 
Im weiteren Verlauf des Sexualcoachings arbeiten wir intensiv gemeinsam an der Realisierung seiner Vision. Leon lernt, mit Niederlagen und Zurückweisungen besser umzugehen. Selbstbestimmter und mutiger aufzutreten. Sich immer mehr als Mann zu fühlen und auch so wahrgenommen zu werden. Einer der schönsten Momente für mich ist, als Leon mit leuchtenden Augen realisiert, dass er tatsächlich der werden kann, der er sein möchte. 
Und wie geht es Leon heute? Den „alten“ Leon gibt es nicht mehr wirklich. Der „neue“ Leon hat deutlich mehr Kanten, äußert seine Bedürfnisse und hat mit seinen alten Glaubenssätzen aufgeräumt. Julia erlebt ihn als deutlich selbstbewusster und stärker. Irgendwie anziehender … Details über seine aktuelle sexuelle Erfüllung hat er mir nicht verraten, nur so viel: aus unerfülltem ist erfüllter Sex geworden! Und ganz nebenbei hätten sich auch einige andere Schwierigkeiten, mit denen er immer wieder in seinem Leben konfrontiert wurde, in Luft aufgelöst. 
Am Beispiel von Leon wird deutlich, dass um das Symptom „unerfüllter Sex“ zu behandeln, im Rahmen eines Sexualcoachings eine Auseinandersetzung mit der tiefer liegenden Ursache und eine Neuausrichtung erforderlich war. 

Marie*, 37 Jahre

verheiratet mit Felix, zwei Kinder (7 und 4 Jahre), vereinbart einen Termin mit dem Thema „Schmerzen beim Sex“. 
Marie berichtet mir, dass sie eigentlich schon immer Schmerzen habe, bzw. Felix nicht mehr eindringen könne, da es so schmerzt und sie verkrampft sei. Felix habe viel Verständnis, es mache sie jedoch mürbe und frustriere sie. Sie setze sich unter Druck, da „es endlich wieder funktionieren soll“. 

Bei der gemeinsamen, genaueren Betrachtung erkennen wir, dass sie generell hohe Ansprüche an sich hat. Ihren Alltag, geprägt durch die zwei Kinder, den Job und den Haushalt empfindet sie als stressig. Marie entschließt sich für ein Sexualcoaching, um endlich Freude und Entspannung in der Sexualität zu erleben. 

die moderne Frau auf dem Seziertisch 

Gemeinsam überprüfen wir ihre „eingefahrenen Muster“. Eines davon: ihre Sorge, eine unzureichende Sexpartnerin zu sein und die daraus resultierende Versagensangst. Gleichzeitig stellt sich heraus, dass Sie sich in allen Lebensbereichen unter Druck setzt. Für sie soll alles perfekt sein: die Wohnung aufgeräumt und sauber, im Job zuverlässig und belastbar, ihr Körper schlank und weiblich, die Bedürfnisse der Kinder stets im Blick und gleichzeitig gefördert, und sie dazu noch entspannt, ausgeglichen und mit Lust auf Sex, wenn Felix es gerade will. WTF? 

Dass es so viele Baustellen (oder Schlachtfelder?) sind, war Marie gar nicht bewusst. Sie realisiert, dass unter ihren Ansprüchen und dem daraus resultierenden Druck ihre Beziehungen, u.a. auch zu den Kindern und zu Felix, leiden. Sie empfindet ihre Lebensqualität als eingeschränkt und hat das Gefühl, mit ihren Bedürfnissen an letzter Stelle zu stehen. Gefühle von Überforderung, Antriebslosigkeit und Frust sind ihr vertraut. 

Im weiteren Verlauf des Sexualcoachings geht es nun darum, zu hinterfragen, welche Ansprüche an sie selbst überhaupt realistisch sind, welche davon ihrer wirklichen Überzeugung entsprechen und nicht einfach nur aufgeschnappt oder von der Mutter übernommen wurden. So muss sich Marie die Frage stellen, was wichtiger ist: die Kinder mit ihrem Selbstoptimierungswahn (z.B. Ballett, Musikunterricht, Nachhilfe, Vereinssport, Hobby) vertraut zu machen oder eine liebevolle, ausgeglichene und zugewandte Mutter zu sein? Beides zugleich schafft kein Mensch, auch wenn es manchen Bekannten von Marie gelingt, sie das glauben zu lassen. 

Neu für Marie ist die Erkenntnis, dass es ihr gut gehen muss, um auch anderen gut tun zu können. Sie erkennt, dass es wichtig ist, in eine Balance zwischen ihren eigenen Bedürfnissen, denen ihrer Kinder und von Felix zu kommen. Ich kann Marie verdeutlichen, dass ihr „Versagen“ beim Sex letztendlich nur eines von mehrerer Symptomen ist und wo die Ursachen dafür beheimatet sind. 

Einmal durch den Fleischwolf 

Am Ende des Prozesses hat Marie ihre Ansprüche und Erwartungen an sich einmal komplett auf den Prüfstand gestellt. Einige davon hat sie über Bord geworfen, andere hat sie durch den „Fleischwolf“ gedreht und neu formuliert. 

Marie beginnt, die neuen Erkenntnisse in ihren Alltag zu integrieren. Ich mache Sie mit verschiedenen Übungen vertraut, mit welchen Sie sich in stressigen Momenten selber regulieren oder sich kleine Auszeiten ermöglichen kann. 

Nach und nach zeigt sich eine Veränderung an ihr – der Stress und das Druckempfinden werden weniger, die kleinen Auszeiten tun ihr sehr gut und sie wird auch mutiger in der Sexualität mit Felix. Marie konzentriert sich jetzt mehr auf ihr Empfinden und ihre Wünsche und äußert diese auch. Grundsätzlich ist sie in Umgang mit sich selbst milder, entspannter und gelassener geworden, was sich in allen Lebensbereichen positiv auswirkt. 

 * Alle Namen und Fälle sind fiktiv. Eine Entsprechung mit einer realen Person wäre reiner Zufall.